Der Plan
Vor einer Weile habe ich einen Gedanken, der schon lange in mir gärt, spontan zu Papier gebracht. Ob das hier jemand findet? Er geht so:
Die Gesellschaft initiiert einen Paradigmenwechsel und sorgt dafür, dass die jungen Leute ihr Liebes- und Beziehungsleben nicht mehr mit gleichaltrigen beginnen, sondern mit Mittelreifen. Ich weiss, das tönt skandalös, aber bitte weiter lesen, die Sache hat schon Hand und Fuss.
Stellen wir uns vor, junge Männer würden in der Pubertät nach reifen Frauen suchen (so ab 50, in der Regel verwitwet), welche sie in die Künste von Sexualität und Beziehung einweihen würden. Reife Frauen wiederum, deren (älterer) Partner vielleicht verstorben ist, würden nach jungen Männern Ausschau halten, die der Pubertät entwachsen und den Einstieg suchen in ein reiches und erfüllendes Beziehungsleben. Auch wenn's noch etwas schwerer fällt, stellen wir uns doch bitte auch das Umgekehrte vor (junge Frauen, Männer so ab 50).
Wir haben nun Paare mit jeweils einem jungen (ca. 20) und einem reiferen (ca. 50) Partner. Die jungen hätten den Vorteil eines reiferen Partners, könnten von dessen Erfahrung profitieren und müssten u.a. auch in der Sexualität nicht so verkrampfte Erstversuche erleben, wie sie unter gleichaltrigen so oft vorkommen. Man denke nur an die Frage von Verhütung und unerwünschten Schwangerschaften. Daneben hätten sie einen Partner mit Lebenserfahrung, dessen Existenz einigermassen gesichert ist, und der sie deshalb in den jungen Jahren in ihrer Laufbahn, Ausbildung und Lebensplanung unterstützen könnte. Die älteren wiederum, Männer und Frauen, hätten den Vorteil eines jungen Partners, mit dem sie einen zweiten Liebesfrühling und eine neue, aufregende Beziehung erleben können. Ausserdem könnten sie die Befriedigung geniessen, welche die Unterstützung und Begleitung eines aufstrebenden jungen Lebens mit sich bringt.
Nun werden die beiden älter, der Eine 60, die Andere 30, die ältere geht in Richtung Pension und eines gemächlicheren Lebens, der junge steht in jeder Hinsicht in voller Blüte, und es spricht nichts dagegen, dass die beiden eine gute Zeit miteinander haben. Auch weitere 10 Jahre später, die Eine pensioniert, der Andere am Zenit des Lebens, steckt in der Konstellation ein grosses Potential. Der Ältere kann ohne Sorgen um fehlende Unterstützung die Pension geniessen, der Jüngere lebt mit der Vorfreude, dass ihm in nicht allzu ferner Zukunft ein zweiter Frühling winkt. Die gute Ausgangslage, materiell wie psychisch, hat es ermöglicht, die Dinge gut voranzubringen, und wenn nun der oder die ältere langsam gebrechlich wird, stehen alle Mittel zur Verfügung, diesen Prozess bestmöglich zu begleiten. Der (nicht mehr ganz) junge Mensch macht mit der Begleitung seines älteren Partners bis in den Tod eine höchst lehrreiche Erfahrung und gewinnt Zeit, sich über den weiteren Fortgang seines Lebens, seine Ziele und Wünsche für die zweite Lebenshälfte Gedanken zu machen.
Nach einer angemessenen Trauerphase (kein Stress, keine Toschlusspanik, der Mensch hat viel Zeit), wird der junge Mensch zum älteren, sucht sich wieder einen jungen Partner, und der Reigen beginnt von vor.
Der Plan würde nicht nur das oben beschriebene Problem der Frauen lösen, sondern noch eine ganze Reihe weiterer. Ich bin zum Beispiel ziemlich sicher, dass viele Randbereiche unserer Gesellschaft, um die sich heute der Staat sehr aufwändig kümmern muss, sehr viel mehr privat, in Selbstverantwortung, im eigenen "Clan" aufgefangen würden. Junge Leute würden in Laufbahn und Ausbildung vermehrt vom älteren Partner unterstützt und müssten weniger auf Stipendien zurück greifen. Ältere Menschen wiederum würden vermehrt von ihren jüngeren Partnern gepflegt, betreut und begleitet, so dass auch hier weniger Staatsmittel eingesetzt werden müssten. Da junge Leute von Erfahreneren viel enger als heute begleitet würden, würde die Gefahr, in die Sozialhilfe abzurutschen, ebenfalls stark minimiert.
Ich meine, dieses Modell hätte enorm positive Konsequenzen für den Sozialstaat, und es würde sich ebenso positiv auf das Wohlbefinden der Menschen auswirken. Was daraus werden könnte, wenn man sich die sich in jedem Lebensalter viel wohler fühlenden Menschen vorstellt, ist nicht auszudenken. Negative Auswirkungen sehe ich derzeit keine.
Natürlich ist damit jetzt nicht alles erklärt, und man kann dazu berechtige Fragen stellen. Auf die Kinderfrage möchte ich noch eingehen: Man stelle sich vor, dass die Beziehungen mit den jungen Frauen nach ein paar Jahren (sie so 25, er 55) in der Regel jeweils eins bis drei Kinder zeugen würden. Jeder Mensch hätte die Gelegenheit, Elter zu werden, Frauen zwischen 25 und 35, Männer zwischen 55 und 65. Ich weiss nun nicht, ob es ein Nachteil sein könnte, so alte Väter zu haben, auf jeden Fall würde ich sagen, unter Berücksichtigung des Reifegrades der Männer in verschiedenen Alterstufen müsste das nicht unbedingt ein Nachteil sein. Einen starken Vorteil in dieser Regelung sehe ich hingegen für die jungen Mütter: Die Babypause könnte mit einem reifen Partner in einigermassen gesicherter Existenz ganz wesentlich stress- und reibungsloser überbrückt werden, als das heutzutage der Fall ist, wo Kinder haben für Frauen oft mit der Aufgabe ihres Berufes verbunden und für Familien geradezu als existenzbedrohend zu bezeichnen ist. Der ältere Partner hätte nicht nur die materiellen Möglichkeiten, seine Familie zu unterstützen, sondern müsste auch ungleich viel weniger in seine Karriere investieren als ein Mann in den Dreissigern heutzutage. Dadurch würde sehr viel mehr Energie und Zeit frei, um die Kinderaufzucht zu begleiten und der jungen Frau zu ermöglichen, ihre beruflichen Interessen weiter zu verfolgen. Etwas gewöhnungsbedürftig dürfte der Umstand sein, dass die Kinder der reiferen Frau nun in etwa demselben Alter sind wie der neue Partner, und die Töchter mit Männern im eigenen Alter zusammen sind. Ich sehe aber auch dies nicht als handfesten Nachteil.
Eine weitere Frage betrifft das Erben, und auch hier sehe ich wesentliche Vorteile. Das Erbe würde an den Witwer oder die Witwe gehen, die sich im mittleren Alter befindet und die Mittel dazu verwenden würde, die eigene Existenz zu sichern, einen jungen Partner zu unterstützen und, wenn es ein Witwer ist, mit einer jungen Partnerin eine Familie zu gründen. Damit käme das Erbe der mittleren und jungen Generation dort zugute, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann (nämlich bei der Ausbildung junger Leute, bei der Kinderaufzucht und bei der Existenzsicherung im mittleren Alter), während heutzutage hauptsächlich die Pensionierten erben, die Mittelalten sich nur um sich und ihre Altersvorsorge kümmern (müssen) und die Jungen dem Staat überlassen werden bzw. überhaupt keine oder nur sehr wenige Mittel zur Verfügung haben.
Es gäbe vermutlich noch eine Reihe weiterer Fragen zu überdenken, und davon die sicherlich grösste: Wie könnte die Gesellschaft dazu gebracht werden, innert nützlicher Frist in diese Richtung zu gehen? Anfangen müsste es wohl damit, dass man junge Männer ermutigt, sich reifere Frauen zu suchen, und umgekehrt. Junge Frauen mit reiferen Männern findet ja schon statt (mit allen negativen Auswirkungen, die das im aktuellen Modell mit sich bringt), das müsste nicht vordringlich gefördert werden.
Die Gesellschaft initiiert einen Paradigmenwechsel und sorgt dafür, dass die jungen Leute ihr Liebes- und Beziehungsleben nicht mehr mit gleichaltrigen beginnen, sondern mit Mittelreifen. Ich weiss, das tönt skandalös, aber bitte weiter lesen, die Sache hat schon Hand und Fuss.
Stellen wir uns vor, junge Männer würden in der Pubertät nach reifen Frauen suchen (so ab 50, in der Regel verwitwet), welche sie in die Künste von Sexualität und Beziehung einweihen würden. Reife Frauen wiederum, deren (älterer) Partner vielleicht verstorben ist, würden nach jungen Männern Ausschau halten, die der Pubertät entwachsen und den Einstieg suchen in ein reiches und erfüllendes Beziehungsleben. Auch wenn's noch etwas schwerer fällt, stellen wir uns doch bitte auch das Umgekehrte vor (junge Frauen, Männer so ab 50).
Wir haben nun Paare mit jeweils einem jungen (ca. 20) und einem reiferen (ca. 50) Partner. Die jungen hätten den Vorteil eines reiferen Partners, könnten von dessen Erfahrung profitieren und müssten u.a. auch in der Sexualität nicht so verkrampfte Erstversuche erleben, wie sie unter gleichaltrigen so oft vorkommen. Man denke nur an die Frage von Verhütung und unerwünschten Schwangerschaften. Daneben hätten sie einen Partner mit Lebenserfahrung, dessen Existenz einigermassen gesichert ist, und der sie deshalb in den jungen Jahren in ihrer Laufbahn, Ausbildung und Lebensplanung unterstützen könnte. Die älteren wiederum, Männer und Frauen, hätten den Vorteil eines jungen Partners, mit dem sie einen zweiten Liebesfrühling und eine neue, aufregende Beziehung erleben können. Ausserdem könnten sie die Befriedigung geniessen, welche die Unterstützung und Begleitung eines aufstrebenden jungen Lebens mit sich bringt.
Nun werden die beiden älter, der Eine 60, die Andere 30, die ältere geht in Richtung Pension und eines gemächlicheren Lebens, der junge steht in jeder Hinsicht in voller Blüte, und es spricht nichts dagegen, dass die beiden eine gute Zeit miteinander haben. Auch weitere 10 Jahre später, die Eine pensioniert, der Andere am Zenit des Lebens, steckt in der Konstellation ein grosses Potential. Der Ältere kann ohne Sorgen um fehlende Unterstützung die Pension geniessen, der Jüngere lebt mit der Vorfreude, dass ihm in nicht allzu ferner Zukunft ein zweiter Frühling winkt. Die gute Ausgangslage, materiell wie psychisch, hat es ermöglicht, die Dinge gut voranzubringen, und wenn nun der oder die ältere langsam gebrechlich wird, stehen alle Mittel zur Verfügung, diesen Prozess bestmöglich zu begleiten. Der (nicht mehr ganz) junge Mensch macht mit der Begleitung seines älteren Partners bis in den Tod eine höchst lehrreiche Erfahrung und gewinnt Zeit, sich über den weiteren Fortgang seines Lebens, seine Ziele und Wünsche für die zweite Lebenshälfte Gedanken zu machen.
Nach einer angemessenen Trauerphase (kein Stress, keine Toschlusspanik, der Mensch hat viel Zeit), wird der junge Mensch zum älteren, sucht sich wieder einen jungen Partner, und der Reigen beginnt von vor.
Der Plan würde nicht nur das oben beschriebene Problem der Frauen lösen, sondern noch eine ganze Reihe weiterer. Ich bin zum Beispiel ziemlich sicher, dass viele Randbereiche unserer Gesellschaft, um die sich heute der Staat sehr aufwändig kümmern muss, sehr viel mehr privat, in Selbstverantwortung, im eigenen "Clan" aufgefangen würden. Junge Leute würden in Laufbahn und Ausbildung vermehrt vom älteren Partner unterstützt und müssten weniger auf Stipendien zurück greifen. Ältere Menschen wiederum würden vermehrt von ihren jüngeren Partnern gepflegt, betreut und begleitet, so dass auch hier weniger Staatsmittel eingesetzt werden müssten. Da junge Leute von Erfahreneren viel enger als heute begleitet würden, würde die Gefahr, in die Sozialhilfe abzurutschen, ebenfalls stark minimiert.
Ich meine, dieses Modell hätte enorm positive Konsequenzen für den Sozialstaat, und es würde sich ebenso positiv auf das Wohlbefinden der Menschen auswirken. Was daraus werden könnte, wenn man sich die sich in jedem Lebensalter viel wohler fühlenden Menschen vorstellt, ist nicht auszudenken. Negative Auswirkungen sehe ich derzeit keine.
Natürlich ist damit jetzt nicht alles erklärt, und man kann dazu berechtige Fragen stellen. Auf die Kinderfrage möchte ich noch eingehen: Man stelle sich vor, dass die Beziehungen mit den jungen Frauen nach ein paar Jahren (sie so 25, er 55) in der Regel jeweils eins bis drei Kinder zeugen würden. Jeder Mensch hätte die Gelegenheit, Elter zu werden, Frauen zwischen 25 und 35, Männer zwischen 55 und 65. Ich weiss nun nicht, ob es ein Nachteil sein könnte, so alte Väter zu haben, auf jeden Fall würde ich sagen, unter Berücksichtigung des Reifegrades der Männer in verschiedenen Alterstufen müsste das nicht unbedingt ein Nachteil sein. Einen starken Vorteil in dieser Regelung sehe ich hingegen für die jungen Mütter: Die Babypause könnte mit einem reifen Partner in einigermassen gesicherter Existenz ganz wesentlich stress- und reibungsloser überbrückt werden, als das heutzutage der Fall ist, wo Kinder haben für Frauen oft mit der Aufgabe ihres Berufes verbunden und für Familien geradezu als existenzbedrohend zu bezeichnen ist. Der ältere Partner hätte nicht nur die materiellen Möglichkeiten, seine Familie zu unterstützen, sondern müsste auch ungleich viel weniger in seine Karriere investieren als ein Mann in den Dreissigern heutzutage. Dadurch würde sehr viel mehr Energie und Zeit frei, um die Kinderaufzucht zu begleiten und der jungen Frau zu ermöglichen, ihre beruflichen Interessen weiter zu verfolgen. Etwas gewöhnungsbedürftig dürfte der Umstand sein, dass die Kinder der reiferen Frau nun in etwa demselben Alter sind wie der neue Partner, und die Töchter mit Männern im eigenen Alter zusammen sind. Ich sehe aber auch dies nicht als handfesten Nachteil.
Eine weitere Frage betrifft das Erben, und auch hier sehe ich wesentliche Vorteile. Das Erbe würde an den Witwer oder die Witwe gehen, die sich im mittleren Alter befindet und die Mittel dazu verwenden würde, die eigene Existenz zu sichern, einen jungen Partner zu unterstützen und, wenn es ein Witwer ist, mit einer jungen Partnerin eine Familie zu gründen. Damit käme das Erbe der mittleren und jungen Generation dort zugute, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann (nämlich bei der Ausbildung junger Leute, bei der Kinderaufzucht und bei der Existenzsicherung im mittleren Alter), während heutzutage hauptsächlich die Pensionierten erben, die Mittelalten sich nur um sich und ihre Altersvorsorge kümmern (müssen) und die Jungen dem Staat überlassen werden bzw. überhaupt keine oder nur sehr wenige Mittel zur Verfügung haben.
Es gäbe vermutlich noch eine Reihe weiterer Fragen zu überdenken, und davon die sicherlich grösste: Wie könnte die Gesellschaft dazu gebracht werden, innert nützlicher Frist in diese Richtung zu gehen? Anfangen müsste es wohl damit, dass man junge Männer ermutigt, sich reifere Frauen zu suchen, und umgekehrt. Junge Frauen mit reiferen Männern findet ja schon statt (mit allen negativen Auswirkungen, die das im aktuellen Modell mit sich bringt), das müsste nicht vordringlich gefördert werden.
Chutney - 1. Jul, 17:35
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