... oder wie man mit Nullaussagen Medienaufmerksamkeit generiert.
Schon erstaunlich, mit welch billigen Argumenten Economiesuisse neuerdings ihre Ziele verfolgt. 20% der Reichsten würden 60% der Staatsausgaben finanzieren, haben sie herausgefunden. Was für eine Glanzleistung!
Diese Zahl ist eine absolute Nullaussage, wenn sie nicht ins Verhältnis gesetzt wird zu den übrigen Geldflüssen. Sie ist ungefähr so intelligent wie die: Von den Spenden, die ich und Bill Gates zusammen tätigen, bestreitet er 99.99 Prozent. Macht das irgendeinen Sinn, wenn nicht gleichzeitig gesagt wird, dass ich ganz wesentlich weniger verdiene als 0.01 Prozent von Bills Einkommen?
Wenn es 5% der Reichsten jahrein jahraus gelingt, der restlichen Bevölkerung das Geld aus der Tasche zu ziehen, ist es nichts als recht (wenigstens solange man das System noch als "solidarisch" bezeichnen will), wenn diese 5% auch den Hauptteil des Steueraufkommens bestreiten.
Dass Economiesuisse diesen Bezug nicht herstellt, macht überdeutlich, dass es ihr weder um die Versachlichung der Diskussion noch um ein solidarisches Steuersystem geht, denn diese mangelhafte Argumentation taugt maximal für den Stammtisch oder für populistische Propaganda a la SVP. Mit fundierter Diskussion hat das nichts zu tun, und einem Wirtschaftsverband würde es gut anstehen, etwas mehr Rechenvermögen an den Tag zu legen.
Also Economiesuisse, die Medienaufmerksamkeit hattet ihr trotz Nullleistung, als Beitrag zur sachlichen Diskussion jedoch war diese Rechnerei für die Katz! Wenn man den ruinösen Steuerwettbewerb will, wenn man die Reichsten zulasten der Mittel- und Unterschicht immer weiter entlasten will, müsst ihr euch noch etwas anstrengen. Dafür müssen intelligentere Argumente auf den Tisch.
Chutney - 20. Aug, 13:53